Ein Abend am Meer

Ein Abend am Meer

English Version

Wenn Sie am Meer sind, und es ist eine warme Nacht, was würden Sie tun? Ich würde einen langen Spaziergang am Strand machen, um die Nacht in ihrer ganzen Schönheit zu genießen. Das Rauschen der Wellen, die Silhouetten der Felsen, dazu der Mond und die Sterne. Perfekt!

Bedauerlicherweise ist es heutzutage gar nicht so einfach, dieses Szenario noch zu finden. Zumindest mußten wir das in unserem Urlaub feststellen. Um ehrlich zu sein, seit ich mich mit Lichtverschmutzung beschäftige ist es wirklich schwer geworden, auf Reisen die Nacht zu genießen. Ich habe das Gefühl, dass überall Licht ist. Im letzten Jahr hatten wir uns auf dunkle Nächte mit Meerblick auf dem Balkon gefreut, während unsere Kinder im Zimmer hinter uns schlafen. Nur um festzustellen, dass sich die Balkonbeleuchtung nicht ausschalten lässt. Diese Jahr hatten wir mehr Glück: es gab einen Lichtschalter für die Balkonbeleuchtung (die übrigens geradewegs in den Himmel gerichtet ist), und es gab nur wenig Licht zwischen uns und dem Meer.

Weniger Glück hatten wir auf der Uferpromenade. Brela ist ein kleiner Ort in Kroatien, mit vielen kleinen und ein paar großen Hotels, ein wenig verschlafen in der Vorsaison, mit einer wirklich netten Strandpromenade. Sie führt entweder zum kleinen Hafen mit seinen Cafés und Restaurants, oder entlang der vielen kleinen Strände und Felsen. Was sie nicht bietet, ist Dunkelheit. Wahrscheinlich weil aus Sicherheitsgründen überall moderne Lampen stehen.

Ich will nicht ungerecht sein. Brela hat sich Gedanken um die Umwelt gemacht. Überall stehen LEDs, die nach oben abgeschirmt sind, so dass kein Licht in den Sternenhimmel strahlt. Stattdessen strahlt viel Licht nach unten. Und ich meine wirklich viel Licht.

Denn Brela hat einige Fehler gemacht, die leider typisch sind für heutige LED-Beleuchtung. Zuerst einmal wurden weiße LEDs verwendet. Keine kalt-weißen, das ist schon mal gut, aber das Licht ist deutlich weißer als notwendig, vor allem, wegen des zweiten Fehlers: Das Licht ist zu hell. Dazu kommt, dass das Licht, auch typisch für LEDs, als enger Strahl nach unten leuchtet und der Abstand zwischen den Lampen zu groß ist.

Das Ergebnis sind sehr helle Orte direkt unter der Lampe mit dunklen Bereichen zwischen den Lampen. Ich konnte die Belastung meiner Augen spüren als sie versuchten, sich an die ständig wechselnden Lichtverhältnisse anzupassen. Es war blenden hell unter den Lampen und unangenehm dunkel dazwischen. Eine Dunkeladaption war nicht möglich, von Entspannung ganz zu schweigen.

Ich bin überzeugt dass Sicherheit bei der Planung der Beleuchtung eine große Rolle gespielt hat. Aber mal ehrlich, wie soll ich mich sicher fühlen wenn ich nicht sehen kann, was in der Dunkelheit zwischen den Lampen auf mich wartet? Es war, als würde mich mein letzter Blogpost über sichere Straßenbeleuchtung verfolgen.

Doch nicht nur über Sicherheit machte ich mir Gedanken. Ein Blick ins Wasser unter den Lampen zeigte kleine Schwärme von nicht ganz so kleinen Fischen, die gefährlich nahe an der Wasserlinie schwammen. Eine Reihe von Studien konnte zeigen, dass Fische durch künstliches Licht bei Nacht angezogen werden, was den Feinddruck auf kleinere Fische erhöht, denn die verlieren den Schutz der Dunkelheit und werden zudem mit tagaktiven Fischen (und auch Vögel wie Reihern) konfrontiert, die jetzt eigentlich schlafen sollten. Und egal ob tag- oder nachtaktiv, blauhaltige LEDs beeinflussen die biologische Rhythmen aller Lebewesen im Umfeld.

Es macht mich traurig zu sehen, dass eine Stadt versucht, umweltfreundlich und sicher zu beleuchten, und so viele Fehler macht. Vor allem, weil diese Fehler immer und immer wieder passieren. Es wird höchste Zeit, dass Beleuchtung von Menschen geplant wird, die LEDs wirklich verstehen. Die Zukunft sollte gut ausgerichteten Amber-LEDs mit einer bedarfsorientierten Helligkeit gehören. Solche Experten gibt es, sie müssen nur befragt werden. Wer nicht unbedingt eine neue Technologie braucht, der sei auch nochmal an Natrium-Hochdruck-Lampen erinnert. Sie sind energiesparend, umweltfreundlich, und erzeugen ein Licht, das angenehm ist für’s Auge, wenig attraktiv für Insekten und keinen Einfluss auf die innere Uhr des Menschen und anderer Tiere hat.

 

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